Anita Augspurg

Anita Augspurg – Die Namensgeberin unserer Schule

Anita Augspurg

Nach einem intensiven Diskussionsprozess auf allen Ebenen unserer Schule und der Zustimmung des Stadtrats der Landeshauptstadt wurde die Städtische Berufsoberschule für Sozialwesen am Dienstag, 08. 02. 2014 in „Städt. Anita-Augspurg-Berufsoberschule“ umbenannt.

An dem Entscheidungsprozess innerhalb der Schule waren Schülerinnen und Schüler, von denen die Idee ursprünglich ausging, Lehrkräfte, Schulleitung und Eltern sowie alle schulischen Gremien beteiligt. Die abschließende Abstimmung führte zu einem einstimmigen Votum.

Anita Augspurg (1857–1943) als eine der herausragenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts wird damit Namenspatronin einer Schule, die mit ihrem hohen Anteil an Schülerinnen ohne den jahrzehntelangen Kampf um Gleichberechtigung undenkbar gewesen wäre.

Anita Augspurg  hat den Prozess der Gleichberechtigung in einem Maß befördert, dem der Bekanntheitsgrad ihres Namens lange Zeit bei weitem nicht gerecht wurde. Über Jahrzehnte hinweg war sie von ihrem Lebensmittelpunkt München aus nicht nur Vorkämpferin des Frauenwahlrechts und konsequenter rechtlicher Gleichstellung der Frauen, sondern auch Gründerin zahlreicher Organisationen,  so z.B. des Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine, des Bayerischen Landesvereins  für Frauenstimmrecht, und Herausgeberin von entsprechenden Publikationen, wie der Zeitschrift für Frauenstimmrecht oder der Zeitschrift Die Frau im Staat, in der feministische, radikaldemokratische und pazifistische Positionen vertreten wurden.

In den Kriegsvorbereitungen zum 1. Weltkrieg, die sie frühzeitig wahrnahm, war sie Mitbegründerin der Frauenfriedensbewegung und der deutschen und internationalen Friedensbewegung. Nach Kriegsende stellte sich Anita Augspurg auf die Seite Kurt Eisners und wurde nach Ausrufung der Bayerischen Republik 1918 in München Mitglied des provisorischen bayerischen Parlaments. Zusammen mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann beantragte sie im Jahr des Hitler-Putsches beim bayerischen Innenministerium die Ausweisung Hitlers als österreichischem Staatsbürger wegen Volksverhetzung, wie wir wissen leider ohne Erfolg. 1933 kehrten Anita Augspurg und L.G. Heymann wegen der Machtübernahme der Nazis nicht von einer Urlaubsreise in die Schweiz zurück, weil sie wegen ihrer antifaschistischen Haltung mit Repressalien rechnen mussten. Sie lebte bis zu ihrem Tod gemeinsam mit Heymann im Schweizer Exil. Dort starben beide 1943 innerhalb weniger Monate.

Anita Augspurg

Die ehemalige BOS-Schülerin Hanna Reinke schrieb in ihrer Seminararbeit zum Thema „Namensgebung“, Anita Augspurg habe sich mit ihrem „Kampf um Gleichstellung und Chancengleichheit, Frieden und Gerechtigkeit mit denselben Kernthemen auseinandergesetzt (…), die auch zentrale Themen der Bildungspolitik der 60-er und 70-er Jahre (des 20. Jahrhunderts) waren und schließlich zur Gründung der Berufsoberschulen geführt haben“.

Dass die Berufsoberschulen in Bayern eine Münchner „Erfindung“, 25 Jahre nach Anita Augspurgs Tod, waren, dokumentiert, dass ihr Geist trotz nationalsozialistischer Menschenverachtung und Bildungsfeindlichkeit weiter lebendig blieb.

Mit der Benennung der BOS Sozialwesen, einer der Münchner „Schulen gegen Rassismus“,  sind Name und Gedankengut Anita Augspurgs nun ein weiteres Mal im öffentlichen Bewusstsein verankert.